
Geschichte & Kultur
Kloster verstehen
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Die Ottonen
Zu Beginn des 10. Jahrhunderts stand das Ostfrankenreich kurz vor dem Zerfall. Dem ottonischen Herrschergeschlecht gelang es, das Reich nach innen und außen zu stabilisieren. Unter König Heinrich I. und dessen Sohn, Kaiser Otto I., wuchs die Einheit unter den verschiedenen Stammesverbänden des ostfränkischen Reiches - vor allem, weil König Heinrich I. mit der Erbtradition brach und das gesamte ungeteilte Reich noch zu Lebzeiten seinem Sohn Otto als alleinigem Nachfolger vererbte.
Mit der Herrschaft der Ottonen ging auch Memleben in die europäische Geschichte ein. Mehrfach hielten sich ottonische Herrscher an diesem Ort auf. König Heinrich I. verstarb in Memleben im Jahr 936. Als Sterbeort seines Vaters und Standort einer Kaiserpfalz steht Memleben somit am Beginn der Herrschaft Ottos, gleichzeitig aber auch am Ende seines Kaisertums, da Otto I. im Jahr 973 am selben Ort den Tod fand.
Um das Memorialgedenken für seinen Vater abzusichern, stiftete Kaiser Otto II. mit seiner Gattin Theophanu in Memleben ein Benediktinerkloster. Sie sorgten mit einer reichen Ausstattung an Gütern und Rechten dafür, dass es sich in kurzer Zeit zu einer bedeutenden Reichsabtei entwickeln konnte, die einem Vergleich mit Fulda und Reichenau durchaus standhielt.
Die Kaiserpfalz
Seit fast hundert Jahren suchen Archäologen die Pfalzanlage von Memleben. Der genaue Standort ist bisher wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Doch die Funde der letzten Jahre brachten zahlreiche neue Erkenntnisse: Auf dem Klosterareal wurden Mauerfragmente aus ottonischer Zeit gefunden, die einen Vorgängerbau zur Monumentalkirche vermuten lassen. Am Nordufer der Unstrut kam eine große Wohnsiedlung vielleicht zur Versorgung und weitere Steinbauten zum Vorschein und unweit des Klosters bei Kleinwangen wurde eine Wehranlage mit massiver Wehrmauer freigelegt. Diese Funde lassen mutmaßen, dass eine Kaiserpfalz eine komplexe Struktur war, denn die Beherbergung des Kaisers mit seinem Gefolge von bis zu 1500 Personen war eine logistische Meisterleistung.
Es ist naheliegend, dass die Pfalz und das Benediktinerkloster spätestens ab 979 zeitgleich bestanden haben. Zwischen 936 und 1033 hielten sich - durch Urkunden belegt - mehrere Herrscher in Memleben auf.
Das Benediktinerkloster
Kaiser Otto II. gründete mit seiner Gemahlin Theophanu nach dem Tod seines Vaters am Sterbeort in Memleben ein Benediktinerkloster. Das Stifterpaar beauftragte den dort angesiedelten Mönchskonvent mit der Pflege des Gebetsgedenkens an Otto I. sowie für sich selbst.
Das Kloster erfuhr durch seine Stifter eine intensive Förderung, erstmalig belegt durch eine Urkunde aus dem Jahr 979. Noch im ausgehenden 10. Jahrhundert stieg das Kloster Memleben zu einer bedeutenden Reichsabtei auf, der Kaiser Otto III. im Jahr 994 Markt-, Münz- und Zollrecht verlieh. Mit Heinrich II. jedoch endete die Blütezeit der Benediktinerabtei. Er nahm dem Konvent 1015 seine Eigenständigkeit und unterstellte das Kloster Memleben der osthessischen Abtei Hersfeld als Propstei.
Der Memlebener Konvent baute in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts dicht neben der Klosterkirche des 10. Jahrhunderts ein neues Gotteshaus mit zugehöriger Klausur. Umfangreiche Teile sind bis heute erhalten.
Im Zuge der Reformation nahm im 16. Jahrhundert das monastische Leben in Memleben ein Ende.
Der Ort Memleben
Memlebens Ursprünge weisen bis ins 8. Jahrhundert zurück, als der Ort als "Mimelebo" erstmalig urkundliche Erwähnung fand.
Reichsweite Bedeutung gewann Memleben im 10. Jahrhundert – als Aufenthalts- und Sterbeort der ottonischen Regenten. Die Präsenz des gestifteten Klosters war über Jahrhunderte hinweg prägend für die Geschichte des Ortes und der Region.
Nach der Auflösung des Klosters übertrug Herzog Moritz von Sachsen die im unmittelbaren Umfeld der Propstei gelegenen Güter und deren Baulichkeiten der neu gegründeten Landesschule Pforta, die es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Besitz hatte.
Ab 1945 wurde auf den Ländereien des Klosters ein volkseigener landwirtschaftlicher Betrieb errichtet, der bis ins Jahr 1991 hinein existierte. Dieses "Volksgut" bewirtschaftete in seinen besten Zeiten über 3.300 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Über 1.200 Landwirte der Unstrut-Niederung waren hier beschäftigt.
Heute zählt der Ort Memleben allein etwa 500 Einwohner. Die Gemeinde, der Memleben angehört, hat sich mit der letzten Gemeindegebietsreform den Namen „Kaiserpfalz“ gegeben. Hierzu gehören Memleben, Bucha, Wohlmirstedt und Zeisdorf, Allerstedt und Wendelstein.